Werktext
 

In einer Sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens sind durchkonstruiert: entworfene Räume, deren Nutzung angeleitet wird und angepassten Bestimmungen unterliegt. Sie stecken voller Entscheidungen, voller Ideen und Konzepte.
In meiner Arbeit setze ich mich mit unserer Umgebung auseinander, wie wir den Dingen im Alltag begegnen, wie Raum unsere Erwartungshaltung beeinflusst. Aneignung dient dabei als künstlerische Strategie, um visuelle Codes und bauliche Strukturen aufzunehmen und in die Arbeit einfliessen zu lassen. Auf diese Weise wird das Potential des Alltags untersucht, und gleichzeitig unsere Wahrnehmung hinterfragt.

Für ohne Titel (Feuerlöscher) dienen handelsübliche Löschgeräte, welche in Betrieben und Institutionen Vorschrift sind, als Motiv. Deren Omnipräsenz, wie ihre Signalfarbigkeit, klatscht in Ausstellungsräumen nicht selten auf deren zurückhaltende Architektur des white cubes. An gut zugänglichen Stellen platziert – zwischen Räumen, neben Türen, in Ecken und Gängen – und mit Hinweistafeln ausgeschildert, stehen sie bereit, für den Fall. Längst haben wir uns an sie gewöhnt, sind konditioniert, Feuerlöscher und deren Nischen als Nicht-Orte automatisch auszuklammern, zumindest im best case Szenario.

Die Werkserie thematisiert eine Leerstelle, indem sie das ausgeblendete wiederum sichtbar macht und durch die spielerische Umsetzung deren Funktion rekontextualisiert (allenfalls verstärkt durch dessen Positionierung). Die Bildobjekte bestehen aus geschichteter Acrylfarbe. Sie werden nach einer Skizze in realitätsnahem Maßstab gemalt und mehrfach, beidseitig überarbeitet. Zur Stabilisierung und Hängung wird ein Metallgitter eingelassen. Bis zu 60 Schichten benötigt es, bis aus einem flachen Bild ein Objekt entsteht. Die rumpfartige Körperlichkeit der Objekte weist auf die wesentliche Rolle der Betrachtungsperspektive hin.

Über den Malprozess
 

Acrylfarbe ist nichts weiteres als pigmentierter Kunststoff, Plastik. Je dicker die Farbe aufgetragen wird, desto offensichtlicher wirkt sich diese Eigenschaft aus. Malen mit Acryl fühlt sich für mich wie manuelles 3D-Drucken an, Schicht um Schicht wird ein flach gemaltes Motiv haptisch, schliesslich zum Objekt. Die Feuerlöscher erscheinen als comic-hafte Überzeichnung, in der klare Linien expressive Stellen ergänzen, bei denen die Acrylfarbe aufgeschüttet wird. Einer groben Skizze folgend, wird das Bild Schicht um Schicht fester, beginnt sich durch den Trocknungsprozess zu biegen, und wird schliesslich in Form gebracht. Ist eine bestimmte Stärke erreicht, wird an der Rückseite ein gebogenes Gitter aufgebracht, darin verwoben sind Metallstreben die später zur Hängung dienen. Dem Schlauch entlang wird ebenfalls ein Metalldraht geführt, und schliesslich mit Acryl verbunden. Nach gut 30 bis 40 Schichten ist das Objekt fest, und kann gehängt werden, vorzugsweise an einer Stelle wo typischerweise echte Feuerlöscher angebracht sein könnten.